Vom Herbst lernen
loslassen, was ich nicht mehr brauche
frei werden, damit Neues werden kann
ruhen und wieder bereit werden
geschehen lassen, was unvermeidlich.
Max Feigenwinter
In den letzten Tagen haben sich Schnee und Eis über die Erde gelegt und hüllen sie ein in ein weißes, sanftes Kleid aus Ruhe und Stille. Alles Leben hat sich tief in die Erde zurückgezogen und auch wir sind eingeladen, zur Ruhe zu kommen, still zu werden und uns in unsere Innenwelten zurückzuziehen.
In den letzten Jahren staune ich immer wieder ungläubig darüber, wie weit wir Menschen uns von den Rhythmen der Natur abgekoppelt haben und meinen, dass wir das ganze Jahr mit dem gleichen Tempo und der gleichen Kraft voranpreschen müssen. Und ich bin dankbar, dass in meinem Umfeld immer mehr Menschen innen halten und sich bewusst werden, wie irre sich unsere patriarchale Gesellschaft verhält. Mir ist bewusst, dass auch ich in vielerlei Hinsicht noch ein Teil dieser Gesellschaft bin, so tief sitzen all die Prägungen und Glaubenssätzen und gleichzeitig spüre ich den starken Drang mich daraus zu befreien und Schicht um Schicht das Alte abzutragen, damit ein neues Miteinander entstehen kann.
Ich hatte den Eindruck, der November hat uns noch einmal einen ordentlichen Schub gegeben und mit aller Macht dazu aufgefordert, alte Prägungen, Glaubensmuster und Verstrickungen zu erkennen und zu lösen. Das ist oft sehr herausfordernd, denn dazu müssen wir uns in das Land des Unbekannten wagen. Wir haben es nicht gelernt, uns im Unbekannten zu orientieren, zu halten und ihm zu vertrauen. Schon in der Schule wurde uns beigebracht, dass alles eindeutig ist, es ein richtig und ein falsch und keine Unklarheiten gibt, dass der Kopf alles verstehen und kontrollieren kann und wir uns nur nicht stark genug anstrengen, wenn das bei uns nicht der Fall ist. Mir wird immer bewusster, wie anstrengend es ist, dieses Konstrukt aufrechtzuerhalten, wie viel Energie es braucht, das Unbekannte zu verdrängen und zu bekämpfen und das Leben kontrollieren zu wollen. Wir wissen nicht, was uns im Unbekannten erwartet, wir werden dort mit unseren größten Ängsten konfrontiert, von tiefster Ekstase überwältigt und können das Gefühl bekommen, den Boden unter den Füßen zu verlieren und doch kehren wir jedes Mal ein Stückchen lebendiger, vollständiger, freier und erfüllter zurück in unser Leben.
Der November und mit ihm das Jahreskreisfest Samhain, das Fest des Sterbens und Vergehens, zu dem wir unseren Ahnen gedenken, ist jedes Jahr aufs Neue eine Einladung, uns auf uns selbst zu besinnen. Wir dürfen erkennen, was uns noch dient und alles andere sterben zu lassen und uns von allen Verstrickungen zu befreien, in dem Bewusstsein, dass wir noch nicht wissen, was uns dann erwartet. Spannenderweise beobachte ich seit drei Jahren, dass das Interesse an diesem Fest sehr gering ist. Das Thema Sterben und Vergehen ist in unserer Gesellschaft so negativ besetzt und auch unsere Ahnen mit all ihren Traumen und Verletzungen sind uns oft unheimlich und fremd, sodass wir diese Themen lieber nicht anschauen und uns vom bekanntenTrubel des Alltags ablenken lassen. Und ich kann das total verstehen. Auch ich lasse mich zeitweise gerne ablenken und gleichzeitig spüre ich, dass ich, wenn ich mir wahrhaftige Veränderung wünsche, genau dieses Feld betreten muss. Erst wenn ich bereit bin loszulassen und anzuerkennen, dass auch in mir die Kraft der Zerstörung und des Todes lebt, wenn ich bereit bin, mich offenen Herzens in das Land des Unbekannten zu wagen und radikal ehrlich mit mir bin, kann wirklich etwas Neues entstehen. Für mich gibt es keinen Weg mehr zurück und ich lerne immer mehr, mich dem Unbekannten anzuvertrauen. Wenn du spürst, dass auch für dich die Zeit für wahrhaftige Veränderung gekommen ist, dann möchte ich dir Mut machen, dich in deinem ureigenen Tempo in dieses Feld zu begeben, und wenn du dabei Unterstützung brauchst, melde dich gerne.
Nun gleiten wir hinüber in den Dezember und mit ihm in die Advents- und Weihnachtszeit und bei all dem Trubel dürfen wir still werden und zur Ruhe kommen und uns immer wieder in unsere Innenwelten zurückziehen. Mama Erde macht es uns vor, wir dürfen uns in ihren Schoß legen und ihrer stillen Weisheit wieder lauschen. Bis zur Wintersonnenwende am 22. Dezember dürfen wir nun das Jahr Revue passieren lassen und alles beenden und abschließen, was noch zu Ende gebracht werden will. Wahrscheinlich sind dir die Rauhnächte bekannt, in denen das neue Jahr visioniert wird. Weniger bekannt sind die Sperrnächte, die 12 Nächte vor der Wintersonnenwende, in denen das alte Jahr abgeschossen wird. Einst entzündeten unsere AhnInnen am Adventskranz, der ein Jahreszeitenkranz von vielen war, zu Beginn des Dezembers alle vier Kerzen und löschte mit dem Nahen der Wintersonnenwende nach und nach ein Licht, so wie wir es in der Natur erleben können. So stimmten sie sich auf dunkelste Zeit des Jahres ein, in der die Dunkelheit als das lebensspendende Prinzip verehrt und das Lichtkind wiedergeboren wurde. All diese alten Traditionen dürfen wir erinnern und im Einklang mit der Natur unsere ganz eigenen erschaffen.
Ich wünsche dir den Mut, dem Ruf des Unbekannten zu folgen, eine besinnliche Zeit und einen entspannten, erholsamen Rückzug in deine Innenwelten!
Von Herzen
Kathrin - Hüterin der Erde und des Lebens
Mein Newsletter "Inspirationen aus der Natur und dem Leben" erscheint monatlich. Ich schreibe über meine Beobachtungen und Erfahrungen in der Natur, mein Wissen zu den Jahreskreisfesten und Zyklen des Lebens und möchte dich durch meine Erfahrungen auf dem weiblichen Weg dazu inspirieren, deinen ganz individuellen Weg zurück zu deiner eigenen wahren Natur zu finden.
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Zurück zur eigenen Natur
Kathrin Klenk
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